Das «perfekte» Glück

Wenn ich mich an die Zeit erinnere, als ich das erste Mal Vater wurde, dann kommt mir vor allem immer eines in den Sinn. Wie oft ich das Gefühl hatte, dass es genauso perfekt ist und ich mir gewünscht habe, diesen Moment «einfrieren» zu können, damit es sich nicht verändert.

Das erste Mal hatte ich dieses Gefühl, als ich unsere neugeborene Tochter im Arm hielt. Sie roch so gut und ich war der glücklichste Mensch auf der Welt. »Wow, so ist es perfekt. Ein Wunder. So sollte es für immer bleiben.»

Doch es wurde noch besser, denn ich hatte dieses Gefühl noch ganz häufig. Beim ersten Lächeln, als ich sie das erste Mal gefüttert habe, als sie laufen lernte, als sie das erste Mal Papa gesagt hat und in ganz vielen Momenten dazwischen auch. Als dann auch noch unser Sohn auf die Welt kam, dann wurde es noch schöner, noch perfekter. Ich hielt ihn im Arm und habe alle diese schönen Momente wieder erlebt. Auch zu sehen, wie die beiden miteinander spielten und zufrieden waren machte mich glücklich.

Ohne eine Illusion für angehende Eltern zerstören zu wollen, war dieses Gefühl, ab einem gewissen Alter nicht mehr oder zumindest nicht mehr so oft da. Wahrscheinlich, weil uns wohl irgendwann der Alltag eingeholt hat und das Leben als Familie zur «Normalität» wurde. Vielleicht auch, weil ich einfach zu viel gearbeitet habe und oft den Kopf nicht frei hatte.

Als ich mich neulich mit einem Freund unterhalten habe, der bald zum ersten Mal Vater wird, da kamen diese Gefühle wieder in mir hoch. Der Stolz, die Dankbarkeit, die Freude und auch dieser Gedanke an diese perfekten Momente und der Wunsch diese zu «freezen». Anstatt ihm die üblichen Tipps für angehende Väter zu geben, habe ich ihm einfach nur von diesen Gefühlen erzählt und ihm gewünscht, dass er davon ganz viele haben wird.

Doch wie kam es, dass ich so viele von diesen perfekten Momenten erleben durfte. Warum wurde es denn immer besser? Wurde es wirklich immer besser oder war das einfach mein Gefühl?

Die Antwort, die ich dafür gefunden habe, ist eigentlich einfach. In dem ich gedacht habe, es ist perfekt so wie es ist, habe ich zugelassen genau in diesem Moment glücklich zu sein. Da ich ja eh nicht glaubte, es könnte noch besser werden, hatte ich keine Erwartungen. Und genau diese Erwartungslosigkeit hat mir wohl erlaubt, diese perfekten Momente immer wieder zu erleben. Erwartungslos und perfekt? Geht das? Zusammen ist tatsächlich schwierig. Doch wenn ich meine Erwartungen loslasse, erlaube ich mir zu erkennen, dass alles und jeder eigentlich schon perfekt ist. Unsere Erwartungen und Ansprüche führen zu Unzufriedenheit. Einfach weil unser Ziel oft das falsche ist. «Es soll perfekt werden», denken wir uns. Und dann sind wir enttäuscht, weil irgendetwas nicht gepasst hat. Ein kleines Detail oder einfach äusserer Umstände, wie z.B. das Wetter, reichen da oft schon und wir sind unzufrieden mit uns und mit unserer Situation.

Perfektion ist kein hilfreicher Massstab, um glücklich(er) zu sein. Es geht darum, alles im Leben so zu nehmen, als ob es schon perfekt wäre. Versuchen nichts zu erwarten, sondern zu geniessen was ist.

Und jedes Mal, wenn ich das schaffe, dann ist das wie früher mit den Kleinen auf dem Arm – Das perfekte Glück.

Perfekt, weil ich es zulassen kann und mir nicht wünsche es sollte anders, besser sein. Darum geht es im Leben. Die Dinge annehmen wie sie sind und auf das Schöne und Positive zu schauen.

Love, Peace & Happiness,

Stephan

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